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Die Bestzeit
(ka) – Die persönliche Bestzeit, von Profis auch gerne PB abgekürzt, ist die heiße Währung, wenn es um die Leistungsbeurteilung von Läufern geht. Wenn sich Menschen kennenlernen und nach kurzer Zeit feststellen, dass sie sich das Hobby Laufen teilen, ist die Freude erst mal groß. Aber sie währt nur so lange, bis einer in der Gruppe nach den Bestzeiten fragt. Ja, nicht nur Golfer können Schw…vergleiche, auch Läufer kennen sich damit aus. Zum Glück heißt das bei uns Läufern aber nicht Handicap, das klingt ja auch noch so negativ. Nein, wir sprechen von Bestzeiten, aber am Ende ist das Resultat das Gleiche. Wie in der alten Sparkassenwerbung heißt es dann „Mein Haus, mein Pferd, meine 5 km Zeit und mein bester Marathon!“. Wie früher beim Quartett auf dem Schulhof wird gerne versucht, den Gegner auszustechen. Ist ja nur ein Spiel, aber gewinnen oder den Gesprächspartner staunen lassen will man schon.
OK, das ist vielleicht nicht immer so dramatisch. Oft ist auch viel Respekt im Spiel ob der starken Leistung des Gegenübers. Sicher ist aber, dass jeder ambitionierte Läufer, der je ein Rennen bestritten hat, seine Bestzeiten für immer und ewig im Langzeitgedächtnis der Großhirnrinde abgespeichert hat. In den meisten Fällen weiß der Läufer auch noch genau, wann das Rennen lief, bzw. wie das Wetter und die Konkurrenz war. Es ist einfach eine schöne Erinnerung, oft verbunden mit großer Qual und Anstrengung während des Laufs und übergroßer Freude im Ziel.
Natürlich erinnere ich mich auch noch sehr gut an meine Bestzeiten. Im Juli 2015 über 10 km und im Frühjahr 2016 in Hannover auf der Halbmarathondistanz. Und tatsächlich habe ich beide Läufe noch komplett im Gedächtnis. Das waren Tage, an denen einfach alles passte: Vorbereitung, Wetter, Tagesform. Gerade beim 10er habe ich bis Kilometer 8 gedacht, ich wäre im falschen Film, weil ich eigentlich viel zu schnell angegangen war und jede Minute auf den Einbruch gewartet habe. Der kam aber nicht und so entstehen dann Bestzeiten wie die einmalig erreichte Zeit unter 38 Minuten. Beim Halbmarathon unter 1:25 (auch nur ein einziges Mal erreicht) war ich mir eigentlich die ganze Zeit sicher, dass es an dem Tag klappen würde. Das heißt, auch die mentale Einstellung hilft enorm beim Erreichen neuer TOP-Ergebnisse.
Man erkennt aber auch sehr schnell, dass meine Bestzeiten schon einige Jahre her sind. Klar, in den Anfangsjahren einer Laufkarriere purzeln die Bestzeiten alle zwei Monate. Aber irgendwann ist der Zenit erreicht. Dann wird das Training gezielter und intensiver, aber irgendwann reicht auch das nicht mehr für eine Steigerung. Schon der leider verstorbene Laufexperte Peter Greif, der für seinen Pragmatismus bekannt war, hat es mit einer einfachen Formel zusammengefasst: Ab einem Alter von 40 verliert man auf einem Halbmarathon jedes Jahr ca. 1 Minute! Nun gut, so viel habe ich noch nicht verloren, aber an die Bestzeiten komme ich tatsächlich nicht mehr heran.
Ist auch nicht schlimm, finde ich. Die Zeiten bleiben mir ja und wenn ich will, kann ich mit verrückten Trainingsplänen ja immer noch mal einen Anlauf nehmen.
Und zum Prahlen am Restauranttisch kann ich die Bestzeiten ja immer noch jederzeit raushauen. Also, euch allen ein gutes Laufjahr mit hoffentlich vielen tollen Bestzeiten.
Mit sportlichen Grüßen
Läufer Klaus
Lieber Klaus, das ist eine wirklich schöne Kolumne. Ich habe beim Lesen wirklich schmunzeln dürfen und mich wiedererkannt. So schlagen unsere Läuferherzen,
Viele Grüße
Kai