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Weltmeisterschaft ohne Medaillen!
(ka) – Die letzte Leichtathletik-Weltmeisterschaft ist Geschichte und aus
deutscher Sicht geschichtsträchtig. Ohne eine einzige Medaille kehrte das
deutsche Team wieder nach Hause zurück.
Alles ist gesagt und geschrieben worden. Alle Experten haben sich
zu Wort gemeldet und vielfach zurecht das Ergebnis stark
kritisiert. Keine Frage, das Resultat ist mehr als enttäuschend.
Aber reiht sich die WM nicht ein in die Liste erfolgloser
Wettkämpfe und fragwürdiger Entscheidungen? Ich denke ja!
Es wäre allerdings zu weit gesprungen, wenn man zu
schnell wieder die Platte der fehlenden
Leistungsbereitschaft in der Gesellschaft auflegt. Es sind
ja nicht die Sportler, die keine Leistungsbereitschaft
zeigen, sondern das fehlende Umfeld, das Höchstleistungen
erleichtert.
Einige Leichtathleten haben in Budapest persönliche Bestwerte
erreicht und das ist aller Ehren wert – reicht aber eben nicht
mehr für einen Platz auf dem Treppchen. Haben uns die anderen
Nationen einfach abgehängt, weil wir träge geworden sind oder weil
das Geld und das Bewusstsein für Sport fehlt? Sicher beides.
Jeder hält Sport für wichtig, aber zum einen fehlt die
Unterstützung und die Priorität. Sport braucht finanzielle
Mittel und Sponsoring. Es braucht gut ausgebildete Trainer und
Angebote sowie gezielte Förderung. Das scheint in anderen
Nationen anders zu sein. Es wäre aber zu leicht, hier nur auf
die Politik und Förderer zu schauen. Seit Corona klagen die
meisten Vereine über fehlende Trainer und Betreuer. Man muss schon
jede Menge Idealismus mitbringen, um heutzutage eine Mannschaft an Athleten zu
trainieren. Darauf haben viele schlichtweg keinen Bock mehr.
Zum anderen fehlt schlichtweg die Einstellung, sich für den Sport
anzustrengen und etwas zu erreichen. Die Glamourwelt eines Christiano Ronaldo
oder Lionel Messi wird man als Leichtathlet sicher nie erreichen. Wozu also
quälen und trainieren, während die anderen zuhause vor der Nintendo Switch
abhängen. Zur Einstellung gehört aber auch, Kinder und Jugendliche
heranzuführen. Die ach so schlimme Leistungsgesellschaft wird von allen Seiten
verteufelt. Bester Beleg ist die Abschaffung des Bundesjugendspiele. Keine
Frage: schön ist es nicht für den „kleinen Dicken aus der 4c“, wenn er beim
Sprint als letzter die Ziellinie überquert. Unsere Gesellschaft ist aber immer
von Wettkampf geprägt. Auch im Job gibt es für jede Position am Ende einen
Gewinner und es werden nicht aus Solidarität alle Bewerber eingestellt.
Niederlagen sind wichtige Erfahrungen, die zum Leben dazu gehören. Ganz zu
schweigen von den positiven Siegesgefühlen derjenigen, die TOP Leistungen
zeigen und dadurch vielleicht ihr Selbstbewusstsein steigern.
Das Thema polarisiert und die Meinungen gehen auseinander. Ich denke aber,
dass es sich immer lohnt, sich anzustrengen: Anstrengen, selber Sport zu
treiben, Anstrengen, junge Leute zu betreuen und motivieren. Anstrengen, dass
Politik Mittel für die Sportförderung zur Verfügung stellen.
Ob es dann wieder für Platz 3 im Medaillenspiegel reicht? Keine Ahnung, aber
zumindest aber lernen wir wieder, wie schön das Gefühl von Erfolg sein kann.
Mit läuferischen Grüßen
Läufer Klaus
Klaus, vielen Dank für die Kolumne. Ohne zu verlieren lernt man nicht wie siegen geht.
Sehr gut geschrieben.