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Der neue Marathon-König!
(ka) – „Der König ist tot – es lebe der König.“ Dieser Satz stammt
bekanntermaßen aus Frankreich und wurde in längst vergangenen Zeiten vom
Herold des Schlosses bekannt gegeben, wenn ein neuer König an die
Macht kam. Damit sollte die Kontinuität und Stabilität zum Ausdruck
gebracht werden. Der Satz wird heute vielfach eher zynisch
eingesetzt, um zu sagen, dass sich eigentlich mit dem neuen
„König“ nichts ändern wird.
Wie ist das in Bezug auf den neuen Marathon-König Kelvin
Kiptum zu bewerten? Eine echte Zeitenwende oder doch nur
eine konsequente Kontinuität hin zu immer schnelleren
Zeiten?
Nun, ich bin der Meinung, dass der Sieg des Kenianers in
Chicago mehr darstellt. Es ist eine Wachablösung. Schließlich
stößt er nicht irgendeinen Läufer vom Thron, sondern Eliud
Kipchoge, der den Marathon wie niemand anders geprägt hat und
mit seinen 38 Jahren noch fit genug zu sein schien, um alle
Verfolger in die Schranken zu weisen. Das hat er in Berlin
Anfang Oktober eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Doch dann kam Chicago und ein Marathon-Tag, der außergewöhnlich
schien – außergewöhnlich gut für Bestzeiten. Die äußeren
Bedingungen waren weitaus besser als in den Vorjahren. Chicago
gehört zwar zu den sechs Marathon Majors, aber die Rekorde fallen
seit Jahren kontinuierlich in Berlin.
Der letzte Marathon-
Weltrekord in Chicago wurde 1999 aufgestellt. Lange her.
Dieses Jahr waren die Temperaturen ideal und der sonst so
berühmte Wind in Chicago machte für Kelvin Kiptum eine Pause.
Das allein als Grund für den neuen Weltrekord anzubringen wäre aus meiner Sicht
aber zu kurz gesprungen. Allein, wenn man sich den Zieleinlauf anschaut. Auch
wenn die Beine von Kiptum schwer wurden und der Laufstil auf dem letzten
Streckenabschnitt nicht mehr ganz so athletisch und rund aussah – der letzte
Kilometer war eindrucksvoll. Diese Freude und die Begeisterung in seinen Augen
waren unglaublich. Wenn ich mir nach meinen Rennen Zieleinlauffotos anschaue,
sieht das fürchterlich aus. Klar freue ich mich über TOP-Zeiten, gehe aber so
sehr ans Limit, dass die Kraft für ein Lächeln unmöglich erscheint. Und ich
laufe keine Pace von 2:51 Minuten pro Kilometer!
Nicht nur das: Kiptum lief den schnellsten 5 km Split, der je zwischen
Kilometer 30 und 35 gelaufen wurde. Das zeigt mir, der Junge ist noch lange
nicht angekommen und fertig.
Logisch, er ist ja auch erst 23 Jahre alt. Aber das meine ich nicht. Ich bin
sicher, dass die magische Zwei-Stunden-Marke in naher Zukunft nun auch offiziell
fallen wird. Und wenn Kiptum gesund bleibt und nicht abhebt, wird er diese
Geschichte schreiben.
Bleibt abzuwarten, was mit Eliud Kipchoge passiert. Auf der einen Seite kann
ich mir nicht vorstellen, dass er sich so schnell geschlagen gibt. Auf der
anderen Seite spielt das Alter nicht für ihn und es wird im Vergleich zu
seinem Landsmann ungleich schwerer für ihn.
Schön wäre doch ein echter Showdown im nächsten Jahr. Ich kann mir durchaus
vorstellen, dass beide Läufer 2024 in Berlin an den Start gehen. Das wäre
ein Wahnsinn, und ich freue mich schon jetzt darauf.
Mit läuferischen Grüßen
Läufer Klaus
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